WORK

PAVO REAL

2021

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OVERRUN HAMBURG

2018

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Overrun. Überrannt.

Sofort springt der (Hashtag-)Reflex der Besorgten an. Wer wird hier überrannt? Von wem in welcher Absicht? Im Chor: „Cui bono, cui bono?“ Wo gerade noch sattes Grün mit vermeintlich beängstigender Präsenz die Betrachtenden umgibt, tönt im nächsten Moment der im Baumarkt-Grün gehaltene Weltenfresser. Genüsslich saugt er schreddernd Neophyten mit industriell-unerbitterlicher Präzision und verwandelt, gleich neben den Fotografien Hubert Haslers, damit den Seinszustand der Pflanzen. Defragmentiert und aufgelöst, ihrer wachsenden Pracht beraubt, tauchen sie schließlich wieder am Boden auf. Dort kann man sie gefahrlos betrachten, von oben auf sie herabsehen und, wenn man sich denn die Mühe machen möchte, re-konfigurieren. Ein einfacher Handbesen reicht dafür. So wie fotografische Abbildungen Augenblicke zu bannen vermögen und dergestalt beherrschbar machen, entführt der Ausstellende das Floristische ins Bauliche hinein, ehe das Neophytische endgültig seine postmoderne Defloration durch den Häcksler erlebt. Doch ohne Außen kein Innen – Grenzziehungen bilden diskursiv-machtvolle und subjektive Akte ab. Entsprechend begibt sich der Künstler Hasler hinaus und nimmt das vermeintlich Nischenhafte in den Blick, um dort die Pflanzen zu finden, die am Wegesrand in unbeachteter, marginalisierter, manchmal auch als invasiv-gebrandmarkter Gegenwart wachsen. Ein gesamtheitliches Bild dieses biologischen dekonstruierten Imperalismus entsteht somit erst durch das aufmerksame Suchen und Finden, das Abbilden und Ausstellen sowie die Rezeption durch den Besucher dieses Prozesses.

Rudolf Inderst

KISSKISS

2018

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DEUCE

2017

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OVERRUN

2017

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1493 NYC & MEXICO

2015

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BIKE EPISODE

2015

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03.10.1493

2012

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HUBERT HASLER GOES WEST

Ein Blick durch ein Fernglas. Die Welt erkunden. Warum geht man woanders hin? Weil man leben will, überleben, oder weil man neu anfangen möchte, weitermachen, oder weil man neugierig ist, sich bewegen. Die Welt ist klein und die Welt ist groß. Man trifft sich überall. Und es gibt die, die sich weiter bewegen dürfen als andere. Glück der Geburt? Wer willkommen ist und wer nicht. Und dass oft gerade diejenigen von „Wirtschaftsflüchtlingen“ sprechen, die begeistert davon erzählen, wie billig dort alles war, wo sie ihren letzten Urlaub verbracht haben. Dass also oft nicht die Armen auf Kosten der Reichen leben, sondern die Reichen auf Kosten der Armen …

Hubert Hasler goes West. Der Europäer bricht auf in die Neue Welt, die längst nicht mehr so neu ist. Er geht dem Faszinosum nach, der Ausstrahlung einer Metropole wie New York. Und er will hier einige Migranten kennenlernen, aus der weiten Welt, von wo, wird er sehen. Er will etwas erfahren über ihre Jobs, indem er sie selbst macht. Und er will versuchen, ihre Familien zu besuchen, ihre in ihrer einstigen Heimat lebenden nächsten Verwandten, etwa die Großeltern. In Mexiko vielleicht oder auf Kuba. Ein Projekt über Migration, über Wanderbewegungen und über das schwierige Zusammenwachsen der Welt.

Ein weltoffener Blick, der den Migrationsbewegungen folgt. Von mitgereisten Pflanzen- und Tierarten aus Europa, wie Gänseblümchen, Fingerhut, Feldhase und Haussperling, bis zu eingeborenen Gattungen wie dem Bison, der von den die Landschaft in Besitz nehmenden Menschen fast ausgerottet worden ist.

Was heißt das denn, einheimisch? Nur, dass schon Zeit vergangen ist? Fundstücke, Begegnungen, Offenheit. Wir alle leben in der Welt. Auch wenn es oft den Anschein hat, dass es nicht eine einzige ist, sondern viele verschiedene.

Entdecker, Träume vom Reichtum, Verwegenheit. Christoph Kolumbus, immer noch. Von Bahía de Naos auf der Kanarischen Insel El Hierro, brach er im Oktober 1493 zu seiner zweiten Reise über den Atlantik auf, nachdem er dort haltgemacht und tagelang auf den richtigen Wind gewartet hatte. Das Ende der bekannten Welt als Ausgangspunkt. Hubert Hasler fotografierte hier, sein eigenes Projekt beginnend, den Blick durch ein Aussichtsfernrohr. Wie aus einem Bullauge. Oder wie aus einer schwarze Maske linsend – die Perspektive von Batman? Oder wie der im All schwebende Blaue Planet. Dem Blick folgen, nachsehen, das Bild erweitern. Ein Künstler, der improvisiert. Gebucht hat er nur den Hinflug. Zurückfahren aus Amerika will er auf einem Containerschiff.

Nikolai Vogel, Februar 2015

Das Bewusstwerden, dass die Kluft zwischen dem, was ich war, und dem, was ich jetzt bin und zunehmend werde, schürt immer stärker die Angst vor einem so genannten „reverse cultural shock“ in mir. Was, wenn ich nochmals nach Europa zurück gehe? Kann ich mich dort wieder ins Wertesystem einfinden oder habe ich mich bis dahin bereits zu stark und zu irreversibel verändert? Werde ich dann von dem geschockt werden, was mir einst so vertraut war? Oder werde ich kulturell auch im fortgeschrittenen Alter weiterhin so flexibel und anpassungsfähig bleiben, dass ich selbst diese Rück-Programmierung schaffe…?

Valentina Baldauf aka Val Scholar
M – I – G – R – A – T – I – O – N
Pittsburgh 2015

HUBERTUS MARIA LANKOWITZ

2012

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Meine Mutter wollte mich Andreas nennen.
Die Urgroßmutter, Matriarchin einer Jäger- und Großbauernfamilie bekam einen Hubertus.
Die Exfreundin liebte die Leichtigkeit — welche verloren ging. Danke, lieber Vater, du hast es erkannt.

Ein Blick,
so könnte sein, durch
ein mit Tau bedecktes Fernglas
oder
milchig trübe Nebelschwaden,
zeigen sich
fast geisterhafte Wesen,
scheu und stolz zugleich
mit prächtigem Geweih.
Aus sicherer Entfernung blicken sie
und mit ihnen
ein Stückchen Heimat
hindurch zurück.

Hubertus,
Schutzpatron,
Name seiner Kindheit
und Spiegel seiner selbst.

Ein Fundament
aus festem Boden,
wachsen
wilde Zirben
aus starkem Holz.

Und
Grün

und
Schwarz

und
Weiß.

Erika Hasler,
HubertusMariaLankowitz (2015)

INFLUENZA PORCINA

2012

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Bis zum 25. Oktober 2009 waren der WHO weltweit mehr als 440.000 laborbestätigte Infektionen mit dem H1N1-2009-Virus gemeldet worden, von denen mindestens 5.700 tödlich verliefen. Die laborbestätigten Fälle stellen aber nur einen Teil der tatsächlichen Infektionen dar, weil in vielen Ländern Labortests nur bei besonders schweren Fällen durchgeführt werden.

Seit Juni 2009 wird die Ausbreitung in den Vereinigten Staaten nur noch geschätzt, damals auf mindestens eine Million Fälle. Anfang Juli empfahl auch die WHO, die massenhaften Tests möglichst aller Verdachtsfälle einzustellen und stattdessen nur noch stichprobenartig zu testen, um die Entwicklung zu verfolgen und Veränderungen des Virus entdecken zu können.

Per 31. Januar 2010 meldet die WHO mindestens 15.174 Tote. Dies sind jedoch nur die gemeldeten Fälle, die auch von Laboren bestätigt wurden. Die tatsächliche Zahl liege deutlich höher. Das Virus wurde inzwischen in über 209 Ländern nachgewiesen.

wikipedia.org

CAPREOLUS CAPREOLUS#2

2012

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CAPREOLUS CAPREOLUS

2012

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Wenn dein Geist stets gänzlich leer ist, wirst du die Reinheit erlangen. Doch denke nicht an sie, sonst verlierst du sie. Verfällst du jedoch wieder der Nicht-Reinheit, so beachte sie einfach nicht, und du wirst wieder frei sein.

Aus dem Zen-Buddhismus

LAMPEDUSA

2012

» Ich bin die neue Bürgermeisterin von Lampedusa. Ich wurde im Mai 2012 gewählt, und bis zum 3. November wurden mir bereits 21 Leichen von Menschen übergeben, die ertrunken sind, weil sie versuchten, Lampedusa zu erreichen.

Das ist für mich unerträglich und für unsere Insel ein großer Schmerz. Wir mussten andere Bürgermeister der Provinz um Hilfe bitten, um die letzten elf Leichen würdevoll zu bestatten. Wir hatten keine Gräber mehr zur Verfügung.

Wir werden neue schaffen, aber jetzt frage ich: Wie groß muss der Friedhof auf meiner Insel noch werden?

Ich bin über die Gleichgültigkeit entrüstet, die alle angesteckt zu haben scheint; mich regt das Schweigen von Europa auf, das gerade den Friedensnobelpreis erhalten hat, und nichts sagt, obwohl es hier ein Massaker gibt, bei dem Menschen sterben, als sei es ein Krieg.

Ich bin mehr und mehr davon überzeugt, dass die europäische Einwanderungspolitik diese Menschenopfer in Kauf nimmt, um die Migrationsflüsse einzudämmen. Vielleicht betrachtet sie sie sogar als Abschreckung. Aber wenn für diese Menschen die Reise auf den Kähnen den letzten Funken Hoffnung bedeutet, dann meine ich, dass ihr Tod für Europa eine Schande ist.

Wenn Europa aber so tut, als seien dies nur unsere Toten, dann möchte ich für jeden Ertrunkenen, der mir übergeben wird, ein offizielles Beileidstelegramm erhalten. So als hätte er eine weiße Haut, als sei es unser Sohn, der in den Ferien ertrunken ist! «

Giusi Nicolini